Einen Beitrag für mehr Tierschutz in Mecklenburg-Vorpommern leisten – nachgeforscht bei Dr. Jan Langbein, Wissenschaftler in der Arbeitsgruppe Verhalten & Tierwohl und Mitglied des Tierschutzbeirates MV.
Hallo Dr. Langbein, Sie sind seit 2002 Wissenschaftler am FBN und forschen vor allem mit Zwergziegen. Was ist das besondere an diesen Tieren und worin besteht der Schwerpunkt Ihrer Forschung?
Zwergziegen sind sehr aufgeschlossen und neugierig. Darüber hinaus verfügen sie über gute visuelle Fähigkeiten, was die Voraussetzung für die Lösung von visuellen Lernaufgaben sind. Wir nutzen die Zwergziegen als Modelltiere für andere sozial lebende Huftiere. Da wir am FBN eine eigene Zucht betreiben, können wir unsere Versuche mit den Tieren optimal planen. Die Schwerpunkte meiner Forschung mit den Zwergziegen sind Untersuchungen verschiedener Fragen im Bereich des Lernverhaltens, wie etwa dem Arbeits- oder Langzeitgedächtnis, die ich mit einem am FBN entwickelten Lernautomaten durchführe. Darüber hinaus nutze ich modifizierte Testparadigmen aus der vergleichenden Psychologie zur Untersuchung von kognitiven Fähigkeiten bei den Zwergziegen, zum Beispiel im Bereich Impulskontrolle, Stressresistenz, Schlussfolgern oder Verhaltensflexibilität. Ich untersuche auch, wie sich eine kognitive Beschäftigung im Haltungsalltag auf das Wohlbefinden der Tiere auswirkt.
Darüber hinaus sind Sie seit 11 Jahren im Tierschutzbeirat MV tätig. Was sind die Aufgaben des Tierschutzbeirates?
Der Tierschutzbeirat in Mecklenburg-Vorpommern berät den Minister für Landwirtschaft und Umwelt, Dr. Till Backhaus, zu Fragen rund um den Tierschutz und spricht Empfehlungen aus. Die Themenbreite reicht dabei von Fund-, Heim- und Wildtieren über Katzen- und Hundehaltung bis hin zu Fragen zum Thema Wolf und natürlich zu Nutztieren – es ist also ein sehr vielfältiges Aufgabenfeld. Deswegen sitzen auch insgesamt neun Personen aus unterschiedlichen Institutionen an einem Tisch – aus dem BUND und dem Landesverband M-V des Deutschen Tierschutzbundes e.V. ebenso wie aus dem Bauernverband M-V e.V. und dem Landeszooverband M-V. Dies ermöglicht einen guten Austausch unter Expert:innen und einen Blick über den Tellerrand.
Welche Themen stehen beim Tierschutzbeirat besonders im Fokus?
Ein besonders wichtiges Thema wird die Fortführung des Tierschutzkonzeptes von 2015 sein. Das Tierschutzkonzept hat zum Ziel, das Leben und Wohlbefinden von Tieren in MV besser zu schützen, insbesondere in Hinblick auf die Haltung von Nutztieren. Die Haltung der Tiere sollte sich stärker an ihre Bedürfnisse anpassen, damit die Tiere gesund bleiben, ordnungsgemäß versorgt sind und ihre artgerechten Verhaltensweisen weitgehend ausleben können.
Welche Ziele wurden im Tierschutzkonzept festgelegt?
Zunächst einmal die Optimierung der Haltung der Tiere und der Verzicht auf Eingriffe, die lediglich der Anpassung der Tiere dienen. Darüber hinaus sind es Ziele vor allem im Bereich Tiergesundheit, aber auch die Entwicklung von Schulungs- und Beratungsangeboten für Tierhaltende, damit diese auf dem aktuellen Stand sind und Hilfe bei der Umsetzung erhalten können. Zusätzlich gibt es aber auch noch drei Projekte im Rahmen des Tierschutzkonzepts, welche die Themen „Sanierung von Tierheimen“, „Katzenschutz“ und den „Umgang mit hilflosen, verletzten oder kranken Wildtieren“ weiterentwickeln.
Was ist Ihre persönliche Motivation zur Teilnahme am Tierschutzbeirat und welches Thema liegt Ihnen besonders am Herzen?
Der Austausch mit den anderen Fachleuten zum Thema Tierschutz bei Zoo-, Wild- und Heimtieren ist mir besonders wichtig, da ich mich so besser informieren kann, welche tierschutzrelevanten Probleme es in diesen Bereichen gibt. Neben diesem Blick über den fachlichen Tellerrand hinaus ist es mir ein Anliegen, die Ansätze und Ergebnisse, die das FBN in der Forschung für mehr Tiergesundheit und Tierwohl entwickelt, in dieser Runde präsentieren und diskutieren zu können. Vor allem aber möchte ich einen Beitrag zur Forcierung des Tierschutzes in den verschiedenen Bereichen in Mecklenburg-Vorpommern leisten.