Rückkehr nach Deutschland als Gastprofessorin.
Erste Erfahrungen in und mit Deutschland hat die heute 43-Jährige gleich nach ihrem Abschluss als Veterinärmedizinerin 1999 an der Staatlichen Universität von Londrina in ihrem Heimatland Brasilien gemacht. Nach einem Praktikum bei der Rinder Union Baden-Württemberg, die damals noch unter dem Namen Besamungsverein Baden-Württemberg-Süd in Herbertingen angesiedelt war, folgte die Promotion zum Thema „Untersuchungen zur zytoplasmatischen Reifung von Eizellen des Rindes: Analyse der Regulation der Translation während der meiotischen Endreifung“. Betreut wurde sie von der Tierärztlichen Hochschule Hannover, dem Institut für Fortpflanzungsbiologie am FBN Dummerstorf und dem Besamungsverein Neustadt an der Aisch. In Dummerstorf förderte insbesondere Dr. Wolfgang Tomek die wissenschaftliche Laufbahn der jungen Frau.
„Schon meine ersten Jahre in Deutschland waren sehr lehrreich. Mit dem Wissen wollte ich helfen, unsere heimische Rinderproduktion zu optimieren“, so die Veterinärmedizinerin, die im südbrasilianischen Maringá geboren und aufgewachsen ist. Die Landwirtschaft zählt zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen in Brasilien.
Im Jahr 2003, nach erfolgreicher Promotion, kehrte Dr. Fabiana de Andrade Melo Sterza nach Brasilien zurück und hat bis 2008 als Professorin an der Tierärztlichen Hochschule der Privatuniversität UNOPAR (Universidade Norte do Paraná) in Arapongas gelehrt. Sie bekam zwei Töchter, die heute 13 und 16 Jahre alt sind, und setzte ihre Karriere und Forschung konsequent fort. Weitere Stationen waren ab 2008 die Staatliche Universität von Londrina (UEL) und der anschließende Wechsel als Professorin und Wissenschaftlerin an ihre aktuelle Wirkungsstätte, der Staatlichen Universität von Mato Grosso do Sul (UEMS) in Aquidauana, wo sie an der Agrarwissenschaftlichen Fachhochschule forscht und arbeitet.
Im Jahr 2011 nutzte Professorin Dr. Fabiana de Andrade Melo Sterza einen mehrmonatigen Gastaufenthalt am FBN, um zusammen mit dem FBN-Wissenschaftler Dr. Ralf Pöhland eine neue Kooperation mit dem Forschungsinstitut aufzubauen. „Seitdem haben wir verschiedene Projekte zum Einfluss von Hitzestress auf die Eizell- und Embryonalentwicklung sowie den Energiestoffwechsel in Oozyten und frühen Embryonen initiiert und verwirklicht“, so die Professorin. „Während dieser Zeit haben wir zudem schrittweise einen inzwischen sehr intensiven Wissenschaftler- und Studentenaustausch organisiert, finanziert vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), dem Katholischen Akademischen Ausländer-Dienst (KAAD) sowie der brasilianischen Förderagentur für Hochschulbildung (CAPES). Diese internationalen Erfahrungen haben auch einen neuen Aspekt in die Entwicklung der regionalen Forschung in Brasilien gebracht sowie die Begeisterung und Vernetzung von brasilianische Studenten und Nachwuchswissenschaftlern für die Forschung gefördert.“
Vor gut einem Jahr kehrte Dr. Fabiana de Andrade Melo Sterza als Gastwissenschaftlerin an das Dummerstorfer Forschungsinstitut zurück, um die gemeinsamen Forschungen zu forcieren. „Das FBN liegt mir sehr am Herzen, weil ich dort meine wissenschaftliche Karriere gestartet habe. Ich schätze die angenehme Arbeitsatmosphäre, die ausgezeichnete Forschungsinfrastruktur und durchdachte Organisation. Ein weiteres Plus sind die labortechnischen Assistentinnen, die exzellent ausgebildet sind und uns Wissenschaftler sehr engagiert unterstützen.“
Sie räumt aber auch ein, dass ihr trotz der hervorragenden Arbeitsbedingungen vor Ort natürlich auch die Familienangehörigen und Freunde fehlen, aber auch ihre Studenten. „Wir sind über das Internet in einem sehr regen Kontakt“, sagt die Gastwissenschaftlerin, die zudem aufgrund der derzeitigen schwierigen Corona-Situation in ihrer Heimat besorgt ist. „Zum Glück sind während meiner Gastprofessur in Mecklenburg-Vorpommern auch meine beiden Töchter und mein Mann bei mir. Wir fühlen uns in Norddeutschland sehr wohl, auch wenn wir uns erst einmal an den manchmal rauen Wind gewöhnen mussten.“ Ihre Lieblingsorte sind Warnemünde und die Hohe Düne. Gemeinsame Strandspaziergänge stehen in der Freizeit regelmäßig auf dem Programm. Und was liebt die brasilianische Wissenschaftlerin vor allem an ihrem Gastland? „Den Frühling mit seinen unendlich vielen leuchtenden Farben, die wunderschön gepflegten blühenden Gärten und die leckeren Torten.“
Wenn Fabiana de Andrade Melo Sterza wieder an ihre Universität in Brasilien zurückkehren wird, nimmt sie viel mit aus Deutschland. „Schon jetzt kann ich sagen, dass mir die Zeit hier sehr viel bringen wird, da ich insbesondere im Labor viele neue Technologien für uns erschlossen habe, die uns in der Forschung weiterhelfen werden. Eine Partnerschaft wie unsere ist für die Entwicklung der internationalen Forschung sehr wertvoll, da wir die Stärken jedes Landes vereinen, um Ergebnisse zu erzielen. Dabei geht es nicht nur um Veröffentlichungen wissenschaftlicher Artikel, sondern um Praxiswissen, das wir auch effektiv in der Tierproduktion anwenden können. In unserem Fall kombinieren wir die Verfügbarkeit von Tieren in größerer Menge und noch mit vielen zu klärenden Grundfragen in Brasilien und das Fachwissen von FBN-Forschern in der grundlegenden Biologie der Reproduktion in einer hervorragenden Forschungsstruktur. Wir werden auch künftig vielversprechende Ansätze verfolgen, die sich aus der fast zehnjährigen deutsch-brasilianischen Forschungskooperation ergeben haben.“