BovReg - Identifizierung von funktional aktiven Bereichen im Genom, die für die Diversität und Plastizität von Merkmalen von Rindern relevant sind
Kontakt: Prof. Dr. Christa Kühn, PD Dr. Jens Vanselow
Laufzeit: 2019-2023
Förderung: European Community's Horizon 2020 Programme
Zusammenfassung:
Trotz der Revolution in der funktionellen Genomanalyse sowohl bei Menschen wie bei Tieren besteht derzeit noch eine große Lücke im Verständnis der Zusammenhänge zwischen dem (Epi)genom und komplexen Phänotypen. Dies behindert die effiziente Nutzung der Information aus annotierten Genomen für die Etablierung präziser Zucht- und Managementmethoden bei Nutztieren. Das BovReg-Konsortium wird daher eine umfassende Karte der funktionell aktiven Regionen im Rindergenom liefern und aufklären, wie (epi)genetische Variation sich in phänotypische Diversität innerhalb von Milch- und Fleischrassen übersetzt. Dies stellt Schlüsselinformationen dar für eine vom Wissen über die Biologie getriebene genomische Vorhersage von genetisch bedingten Veranlagungen. Diese wird für eine zukunftsfähige Nutztierhaltung in der Praxis sowie auch für Grundlagenforschung dringend benötigt. BovReg vereint eine kritische Masse von Experten in der Forschung an Rindern und sowie darüber hinaus aus der Bioinformatik, Molekular- und Quantitätsgenetik, Tierzucht, Reproduktionsphysiologie, Ethik und den Sozialwissenschaften. Zwanzig weltweit führende Labore aus der EU, Kanada und Australien bilden ein globales interdisziplinäres Team, das auf früheren und laufenden nationalen und EU-finanzierten Projekten aufbaut und viele etablierte Praxiskooperationen einschließt. In BovReg werden funktionelle Genomdaten basierend aus repräsentativem Rindergewebe generiert und neue Zell-Linien etabliert, die verschiedene ontologische Stadien und Phänotypen abdecken. Die Analysen werden weltweite Standards etablieren, neue bioinformatische Methoden erarbeiten und sind Teil der weltweiten Initiative „Functional Annotation of Animal Genomes (FAANG), an der sich aktuell mehr als 440 Wissenschaftler analog zu ähnlichen Initiativen für das menschliche Genom (z.B. ENCODE) beteiligen. Im Projekt werden speziell detaillierte Kenntnisse über Merkmale des Rindes in Bezug auf Robustheit, Gesundheit und biologische Effizienz gewonnen. In Sinne eines Open Science Konzepts werden die Daten, Kenntnisse und Protokolle in europäischen biologischen Archiven gespeichert, die weltweit frei zugänglich sind und eine langfristige Verfügbarkeit der Daten und gezielte Verbreitung gewährleisteten. Das generierte Wissen wird nicht nur weltweit stark verbreiteten Rinderrassen zur Verfügung stehen, sondern soll gezielt auch auf Anwendung in der Haltung von regionalen Populationen geprüft werden, um zur Erhaltung der biologischen Vielfalt der Nutztiere beizutragen. Das verbesserte Wissen um die Funktion des Rindergenoms wird für die Neuausrichtung der Rinderhaltung zum Einsatz kommen, wobei Verbraucherakzeptanz, Tierwohl und biologische Effizienz umfänglich berücksichtigt werden. BovReg wird vom FBN Dummerstorf koordiniert und wird über einen Zeitraum von 4 Jahren mit insgesamt 6 Mill. € im Rahmen des EU Forschungsprogramms H2020 gefördert.